Armbruster 1952 — Imkereibetriebslehre des Erzeugung — A 1., 2. und 3.

Armbruster – 1952 – Imkereibetriebslehre des Erzeugung – Kapitel A – 1., 2. und 3.

 

Imkereibetriebslehre des Erzeugung

von Ludwig Armbruster
Biene-Verlag Lindau (Bodensee)
1952
Dank der Liebenswürdigkeit
von Herrn Manfred Georg Kick

 

 

A. Grundsätzliches

1. Die Feldzugskunst der Erzeugung.

a) Mittelbares und unmittelbares Erzeugen.

Der Imker erntet aus zweiter Hand.  Er muß die Erntehelfer, aus deren Hand er erntet, erst erzeugen.  Die Ernte hängt von vielen Glücksumständen ab, nicht minder die Erzeugung der Erntewerkzeuge.  Der Imker arbeitet also mit einem Risiko höherer Ordnung.  Des Imkers Betriebskunst ist also eine Kunst von hohem Rang.  Je mehr der Imker Erntehelfer erzeugt, desto mehr kann er ernten, besonders Honig ernten.

Aber je mehr er Sammelbienen erzeugt, desto mehr pumpt er die Königin aus, desto stärker werden die Waben bebrütet und vorzeitig alt.  Je mehr Erntehelfer er hat zum Ernten bei Tracht, desto mehr Fresser hat er, wenn diese Tracht plötzlich aufhört.  Denn zum Erzeugen gehören beim Imker:

  1. und vor allem: Honig,
  2. Wachs als Selbstzweck und als Mittel zum Zweck,
  3. Königinnen,
  4. Bienen. — (6)

Mit 3. und 4. kann man auch Handel treiben (nicht nur mit 1. und 2.), aber in der Hauptsache erzeugen wir 3. und 4., um 1. und 2. zu ernten.  Der Imker erzeugt nicht nur ein pflanzliches, sondern auch tierische Produkte und die Tiere selbst.  Alle selbst erzeugten Erntehelfer helfen nichts, wenn die Natur nicht gutes Wetter schickt und wenn widrige Umstände den Blumenflor und das Honigen verhindern.

b) Die vielen Fragezeichen

Imkern heißt also ein Risiko eingehen von besonders hoher Ordnung; denn manchmal würde alles klappen, da zwingt ein Seuchenfall oder auch nur Seuchengefahr zur Umstellung aller Betriebspläne, besonders auch der Erzeugungs- und Vermehrungspläne.  Sehr häufig, öfter im selben Jahr sogar, macht das Wetter einen Strich durch die Rechnung; ja manchmal sogar der Segen einer Bombentracht: eine späte Waldtracht (Bienenschwund, Ruhrschäden) kann die Erzeugungspläne für nächstes Jahr über den Haufen werfen.  Die Erzeugung muß also für den Imker ein Gegenstand ernster Sorge sein, sogar einer Sorge ganz besonderer Art.  Je starker er erzeugt, um so kritischer wird wiederum die Erzeugung.  Im Mittelpunkt der Zeugung und Fortpflanzung steht nämlich bei der Biene das Schwärmen.  Das Schwärmen kann (muß aber nicht!) die Honigernte beeinträchtigen, aber auch die Erzeugung selbst.  Die Eiablage wird eingeschränkt, die Königin verläßt mit einem Teil der Getreuen den Stock, oft auf Nimmerwiedersehen für den Imker.  Die Eiablage ist jetzt erst recht stillgelegt für eine gewisse Zeit.  Der Stock kann sich kahl schwärmen, sich ruinieren, und die Ableger können auch Fiasko machen.  Verheerend ist die natürliche Bienenvermehrung für einen Einzelimker mit mehreren Außenständen.  Wenn der Imker durch die Künste der Schwarmbekämpfung starke Völker hält, dann kann es ihm mit gewisser Mühe gelingen, ungestört weiter zu erzeugen.  Aber dabei veraltet ihm unweigerlich die Stockmutter, in vielen Fällen auch der Wabenbau.  Er hat keine Weiselzellen, keine Möglichkeit zu Reservevölkchen und Königinnen, keine Möglichkeit der Auslese.  Er nutzt den Fleiß des Schwarmes nicht aus.  Er hat unter Umständen lungernde Bärte vor den Fluglöchern.

c) Beherrschung der Wechselfälle.

Die Imkereibetriebslehre ist recht verwickelt.  Sie verlangt Erfahrung, Versuch, Forschung, Schulung, Führung in besonders hohem Maße.  Nicht minder fordert sie einen hellen Kopf, einen wachen Geist, Entschlußkraft, einen gesunden Wagemut und nicht zuletzt ein gerütteltes Maß von Lerneifer. (7)  Es gibt einfache Fälle, die lange Zeit gleich einfach bleiben.  Es gibt aber auch verwickeltere und häufig wechselnde Lagen, und wer glaubt, er habe für seine Lage schon das endgültig Richtige, das denkbar Beste, das einzig Wahre, der bedenke: gerade die besten Meister und führenden Köpfe auf unserem Gebiet haben zeitlebens geprobt.  Als Beispiel sei der hervorragende Geo DEMUTH erwähnt, der in seinem Todesjahr noch mitten im Experimentieren, ja auf recht neuen Pfaden sich befand. — Es gibt deutlich verschiedene Trachttypen, die deutlich verschiedene Betriebsweisen fordern, verschieden besonders im Punkte Erzeugung — Ernte.  Gar manchmal steht aber solch ein Typus nur auf dem Papier.  Oft versagt bei dem bekannten (z.B. PREUSS-, KUNTZSCH-) Beispiel: Obst — Akazie — Linde, das Obst, noch öfter die Akazie.  Wie häufig muß man die Wanderung zu Hilfe nehmen.  Wie oft muß man die Wanderpläne immer wieder ändern.  KLEINE sah einst das Quittungsbuch, nach dem ein und derselbe Heidehof immer zum selben Herrschaftsstand gewandert ist über mehr als hundert Jahre.  Der Fall dürfte heute sehr selten sein.  Wenn man aber heute, schon um das Anlagekapital arbeiten zu lassen, gar manchmal sich umstellen muß, dann muß man, um alle Minen springen lassen zu können, sich auskennen.  Denn zu allererst wird der Kernpunkt der Imkerei, die Erzeugung, betroffen, manchmal fast auf den Kopf gestellt.  Schon wegen dieses Anpassungszwangs sollten natürlich auch die technischen Einrichtungen anpassungsfähig sein.  GRAVENHORST wäre wahrscheinlich erschlagen gewesen, wäre er nur auf den Lüneburger Stülper festgenagelt gewesen, als ein unbegreiflicher Prozeß ihn zwang, vom Braunschweigischen nach der Kurmark überzusiedeln.  Bei gewissen kostspieligen Bienenwohnungsmaschinen waren Umstellungen besonders schmerzlich, ja fast unmöglich, manchmal aber noch möglich für den, der sich besonders gut auskennt.  Erst planmäßig erzeugen, damit man bei jeder Erntelage möglichst viel der Natur abringt.  Das heißt zu Felde ziehen.  Das ist erst die richtige Erzeugungsschlacht.  Der Imker ist ein Feldherr, der den Dingen nicht den Lauf läßt, der nicht zaudert und wartet, der nicht sich schieben läßt, sondern von vornherein die Initiative, die Führung ergreift, der seinen von klugem Verstand beherrschten Willen aufzwingt.  Imkern ist Feldzugskunst auch im buchstäblichen Sinne.  Was soll man von Bienenbüchern sagen, die in diesem Punkt nicht nur versagen, sondern die von Führungskunst überhaupt nichts wissen.  Für Verbesserung der Imkerei durch Verbesserung des erzeugten Materials (8) bin ich sehr.  Aber: die Kunst Erzeugung — Ernte ist schwer, noch schwieriger aber die züchterische Verbesserung der Bienen, weil die Auswahl der Zuchttiere zu gewünschten Kreuzungen so unendlich schwer ist.  Die Leistungsprüfung ist das, was uns zunächst auf alle Fälle Not tut und andere Schwierigkeiten überbrückt.  Aber eine Leistungsprüfung ist leicht sehr irreführend, wenn man nicht die Kunst der Erzeugung berücksichtigt.  Durch Verbesserung der Erzeugerkunst kommt man bestimmt rascher zu einer Erhöhung der Ernten als durch Züchtung, wenigstens fürs erste.  Und fürs zweite macht man fast von selbst das, was manche schon vorzeitig bzw. einseitig in Angriff nahmen, nämlich durch Auslese nach Äußerlichkeiten die Leistung noch weiter steigern.  Der stark individuell behandelnde Feldzugsimker wird viel eher Spitzenleistungen gewahr, weil sie ihm viel eher blühen. [Einzelheiten zur Leistungsprüfung hat ARMBRUSTER 1932 Bienenzucht — ob und wie? gegeben (insbesondere das wichtigste Hilfsmittel dazu: ein geeignetes Stockblatt).  Heute 1952 ist man endlich wieder einigermaßen so weit.  Welche Schäden und unerfreulichen Dinge der letzten 20 Jahre wären vermieden worden, wenn man hierauf gehört hätte.  ARMBRUSTER mußte in keinem Punkte umlernen, und wie benahmen sich gewisse andere ?]

d) Das Rätsel der Riesenernten.

Die DADANTs (C.P. DADANT, 1922 Langstroth: On the Hive and Honey Bee, Hamilton, S. 185) erzählen von einem Beispiel.  Im Jahre 1916 erhielt der Nachbarimker (zwei Meilen entfernt) von seinen 5 Völkern 13 Naturschwärme und entsprechend wenig Honig, der DADANT–Betrieb von 525 Völkern auf 7 Standen im ganzen nur 30 Schwärme und 125000 englische Pfund Honig.  Die Oberlader der DADANTs waren erheblich größer als die des Nachbarn.  Wir halten gewisse Erntezahlen aus früheren Zeiten (z.B. EHRENFELS) und aus dem Land der Superlative für übertrieben.  Aber fördern wir auch so planmäßig wie jene Kreise das Eilegegeschäft, so planmäßig die Erzeugung und Ernte?  Nützen wir so den Fleiß der Schwärme aus?  Erneuern wir so stark?  Treiben wir so systematisch Bautrieb und Fleiß?  Gelegentlich war einem Heideimker ein Heideschwarm ganz gegen Wunsch gefallen.  Er wurde auf leeren Bau geschlagen.  Er baute nicht nur den Korb aus, sondern brachte noch eine ansehnliche Ernte, während die anderen braven Stöcke aus der Späternte so gut wie nichts brachten.

Wie manchmal hatten wir eingewintert, überwintert (mit Kosten: Futter usw.), ausgewintert, nach allen Regeln der Kunst erweitert, die Frühtracht ausgenützt, so gut es nur ging.  Da kauften wir Sammelschwärme, die in Thüringen bei der dortigen Esparsettenschleuderung beim Ausfegen der Honigräume, Wabenböcke usw. „gefunden” worden waren.  Sie wurden in Berlin eingeschlagen, bauten rasch 2× 9 Waben 20× 40 aus und brachten den selbstgebauten Honigraum voll Honig, während die anderen!? — Ich wäre als Privatmann versucht gewesen, immer erst mit den Thüringer Schwärmen die Imkerei zu beginnen, also jedes Jahr neu! (9)  Dabei waren diese Schwärme gar keine echten Schwärme, und sie hatten eine damals nicht besonders gut klappende Reise hinter sich ! [Vgl. unten. „Schwärme nach dem Schwarmgebiet”]  Wie man wirtschaftet, davon hängt also viel ab.  Der Unternehmer, der Landwirt, besonders der mit starkem Risiko belastete, zieht Wirtschaftsberater zu und legt sich mit ihnen auf weitere Sicht fest.  Beim Imker ist die Lage oft täglich anders, den Dingen freien lauf lassen, wäre schädlich.  Seinen Wirtschaftsberater muß er selbst machen.

e) Aufholen.

Die gute alte Schule (BERLEPSCH, DATHE, GRAVENHORST, usw.) hatte in der Technik etwas danebengegriffen (zeitraubende Hinterlader, Aufgeben der Schichten- und Stockbeweglichkeit).  Die letzten Ausläufer der Schule hatten Ihre Hinterlader mit arbeitsparenden Einrichtungen versehen (PREUSS, KUNTZSCH, usw.) und mit Einrichtungen, die einen Ersatz für die fehlende Schichten- und Stockbeweglichkeit bieten sollten (z.B. Flugumschaltungen, Zweivolkbetriebe).  Dadurch wurden die Bienenwohnungen mehr und mehr nur tauglich für ganz bestimmte Betriebsweisen.  Heute, kann man sagen, sind auch diese PIanwirtschafter stark ins Hintertreffen geraten.  Beweis: ein führender Name durfte alles — von DZIERZON angefangen (!) — ablehnen als Künsteleien und ungestraft verkünden: jedem Volk seine eigene Wabe.  in jedem Volk jede Wabe dauern am gleichen Platz.  Reinliche Scheidung von Wünschen des Imkers und Wünschen des Bienenvolkes!  Also Imker: Hände weg vom Brutraum (also nur noch die Nachteile des Mobilbetriebs, nicht mehr die Vorteile).  Wenn man dann immer wieder hört (was ich wiederholt gebrandmarkt habe): Vereinigen, Vereinigen, Vereinigen (außerdem gibt es ja noch eine Lösung: Verbrennen), dann muß einen um so mehr wundern, warum man heute so wenig hört von planmäßigem Vermehren, also von Erzeugung als Mittel zur Ernte.  Es war gut, daß bei uns die Überschußgebiete, die verpönten Schwarmgebiete, nicht unterzukriegen waren.  Sie nahmen manchem irregeleiteten Imker die Erzeugung teilweise ab in der bekannten, wenn auch nicht Immer bekanntgegebenen Weise.  Ein (Bienen-) Prophet wollte eine neue Schule gründen mit dem Schlagwort: das Bienenvolk ist ein Organismus.  Dies Unterfangen war erstens unnötig, denn daß ein Bienenvolk kein zusammengewehter Haufen ist, das wußten und beachteten jene besonders schon, die als alte Schule von den Jungimkern bekämpft wurden.  Schon EHRENFELS, 1829, (10) S. 185, nannte (und behandelte) die Biene, als den Teil eines Ganzen — eines Körpers, Bienenschwarm genannt.  Was wahr an der „neuen Schule” war, das war nicht neu und das Neue daran nicht wahr.  Umgekehrt hat das Schlagwort „der Biene ist ein Organismus” verheerend gewirkt.  Man durfte die Heiligkeit des Brutnestes nicht mehr antasten.  Man betrachtete das Bienenvolk als eine Pflanze, die man nur zu genießen braucht usw., dann gedeiht sie von innen heraus harmonisch von selbst, oder als ein Haustier, das im laufe des Jahres oder der Jahre gehegt wird und dann wie von selbst seine Produkte uns übergibt.  Die Leute bedenken nicht, daß der Bien fast alle Monate neu erzeugt werden muß (bis auf seine Mutter).  Sie bedenken nicht, daß der Bien von Natur schwärmt [Jedes Schwarmphänomen ist ja ein merkwürdiges Belegstück zu gewissen Vorstellungen vom Bien als Organismus.  Die Seele (Königin) entfährt dem Leib (der dann um so kräftiger weiterlebt!).  Die Seele (oder das Herz?  oder der Eierstock?) nimmt dann einen Teil des alten Körpers mit, und dieser Teil ist nicht ein Abschnitt, sondern eher ein regelrechter Querschnitt.  Dabei bleibt das Skelett (so wurde ja der Wabenbau in allem Ernst angesprochen) als Ganzes zurück: „Eine barbarische Zerstückelung des Biens”.], nachschwärmt und drittschwärmt, und das um so mehr, je mehr man die Heiligkeit des Brutnestes ehrt.  Genau von dem Zeitpunkt ab, wo diese Schule breiteren Einfluß gewann, war die spezielle Mobilbetriebslehre von Erzeugung, Tracht und Ernte bei uns tot.  Sie war bei uns in der alten Schule aufgeblüht und schon führend in der Welt, obwohl wir die guten Trachten nicht hatten wie die Amerikaner.  Die Amerikaner besonders bauten die Kunst weiter aus und erlebten ein Aufblühen der Berufsimkerei.  Bei uns dagegen war der Zugang zur Berufsimkerei dadurch in den Zeiten größter Not stark verbaut.  Auf die Berufsbienenzüchter, besonders auf die in trachtgesegneten Landen, hatten darum die Phantastereien nie den geringsten Eindruck gemacht, sehr zu ihrem volkswirtschaftlichen Nutzen.  Wie staunte ich, als Zuschriften über mein Schriftchen „Bienenzucht — ob und wie” (1. Afl. 1932, 2. Afl. 1952, Biene-Verlag DM 1.80) und über meine Imkerei–Betriebsformen AfB. 1934–36 (auch gesondert als Band 3 der Bücher des Archiv für Bienenkunde 1936 erschienen) rühmend erwähnten, man könne für die unmittelbare Imkerpraxis sehr viel lernen, was den Betreffenden absolut neu war.  Dabei handelte es sich um uralte Dinge, die z.B. bei den Lüneburgern, Krainern, bei den südlichen und östlichen Nachbarn alte Selbstverständlichkeiten sind.  Auf einen Punkt muß man besonders neuerdings hinweisen als beinahe vorbildlich.  Man wandert mit den Bienen und sucht sich die Tracht (11) vorn und hinten im Jahr zu verlängern und zu verbessern.  Das ist Initiative, Planwirtschaft; aber dann müssen wir von imkerischer Planwirtschaft auch etwas verstehen!  Teilweise entführen wir dadurch unsere Bienen unserer besonderen Pflege.  Zum guten Teil müssen wir an die Eierstöcke der Königin andere Anforderungen stellen (z.B. nicht mehr die Brutsperre verhängen).  Teilweise würden wir mit Vorteil mehr schwärmen lassen (vgl. RAMDOHR).  In manchen Gegenden käme vielleicht doppeltes Abstoßen in Frage (vgl. Imkereibetriebsformen Nr. 31: Wachsbetriebe, S. 147, Nr. 6: Eine Schwarmbienenzucht mit doppeltem Ausstoßen, S. 44).  So wie DEMUTH, so sollten Imker mit Betriebsinstinkten und den Erfolgen ihre Erfahrungen zum allgemeinen Besten geben.  Das Schrifttum liegt bei uns auf diesem Sondergebiet im Argen.  Man kann sagen, es fehlt, weil in letzter Zeit auf diesem Gebiet ein deutlicher Rückschritt zu verzeichnen ist.  Einen relativen Höhepunkt hatte unsere Lehre und Praxis von Erzeugung und Ernte erklommen in der klassischen Zeit DZIERZONs, der sich wiederum als Schüler von K.A. RAMDOHR bekannte.  Sie führte unsere Kunst auf eine erstaunliche Höhe.  Seine Kunst wurde zu seinen Lebzeiten sehr bewundert, im Grunde aber kaum verstanden.  Man entwickelte die Punkte seiner Technik weiter, die zweischneidig waren (Fehlen der Stock– und Schichtenbeweglichkeit, Hinterbehandlung) ohne die Seiten weiterzuentwickeln, die recht fruchtbar waren (leichte Zugänglichkeit des Brutnestes, geringes Anlagekapital, wirtschaftliche Behelfe, schneidige Erzeugung, beste Ausnutzung der Tracht, solide Kenntnisse, verbunden mit gesundem Rechnen).  Die folgenden Jahrzehnte brachten uns eine Überfeinerung und Verteuerung der Bienentechnik.  Die Beuten wurden so spezialisiert und verwickelt, daß unsere Bienenbücher lange Kapitel brachten über Beuten und ihre Bedienungsweise (nicht eigentliche Betriebsweise) als Ersatz für das schönste Imkerei–Kapitel: Die spezielle Betriebsweise der Erzeugung.  Wir dürfen nie vergessen: Wer als Wirt mit den Bienen zusammen sich auf ein Erzeugergeschäft einläßt, muß jedem das Seine lassen, besonders auch sich selbst gegenüber.  Der Imker muß auf Grund bester Naturkenntnisse die Bienen wie ein Vater pflegen, aber die Bienen müssen dem Imker dienen, sich Einschränkungen gefallen lassen.  Der Imker muß Herrscher bleiben.  Von einer vernünftigen Erzeugung hat die Gattung Apis mellifica den größten Vorteil: den Fortbestand der Art. — (12)

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2. Schwierigkeiten beim Studium.

a) Die Geschichte als Gericht und Lehrmeisterin.

Die Kunst, die Betriebslehre der Erzeugung, ist nicht leicht zu studieren.  Man muß seine Sinne sehr zusammennehmen, wenn man all die vielen „Rezepte” studiert, die teilweise recht trocken und abstrakt uns anmuten, teilweise sehr spezielle Tracht und oft veraltete Techniken voraussetzen, die sehr zerstreut und oft verborgen veröffentlicht sind.  Hierzu kommt noch die uneinheitliche und oft unglückliche Fachsprache.  Der Geist muß das Gedruckte dauernd in die plastische Imkerwirklichkeit umsetzen, scharf „die Ideen fixieren”, und das ermüdet leicht.  Auf der anderen Seite muß es sein.  Es steckt ungewöhnlich viel Wertvolles in der Vergangenheit.  Das Beste ist uns oft nur durch Zufall und lückenhaft, z.T. neben viel Spreu erhalten.  Viele geben ihre Quellen nicht an, vielen waren die Quellen nicht zugänglich und sie glaubten sich beim Nacherfinden in Vollem Recht.  Von manch neuerem gilt das nicht, und es ist in mehr als einer Hinsicht unverantwortlich gegenüber der Gesamtheit.  Schon um in diesem Punkt manches wieder gut zu machen, ist es nötig, den alten Künsten nachzugehen.  Gewiß sind die betreffenden Techniken überholt, aber manchmal sind sie gerade deswegen besonders lehrreich.  Die Geschichte ist gerecht.  Lücken in der Geschichte gilt es auszufüllen.  Um unsere Kunst zu erlernen, muß man möglichst viele und möglichst verschiedene Fälle immer wieder durchdenken, nachkonstruieren und für andere Fälle umkonstruieren.  Auch unsere Feldherrnkunst muß Strategie und Taktik aus Fällen der Geschichte lernen, an möglichst vielen Beispielen.  Denn im Ernstfall steht jeder wieder vor einer anderen Lage.  Auch das Schachspiel fordert geistige Anstrengungen, trotzdem, ja deswegen fesselt es.  Manchen reut dabei die Zeit nicht, manchen reut sie.

b) Einige Vorbilder von heute.

Bei unserem imkerischen Kriegsspiel auf dem Papier braucht uns die Zeit nicht reuen, denn wir müssen auf diesem Gebiet aufholen.  Die ganz vorzügliche Broschüre von DEMUTH, 1921,„Swarm control”, die unserem Thema stark entspricht, ist in der kurzen Zeit allein in englischer Sprache (es gibt Übersetzungen) in etwa 1/4 Million Auflage abgesetzt und hat unendlich viel besten Honig erzeugen helfen.  Außerdem gibt es noch mehrere gute Beiträge in englischer Sprache zu unserem Lehrstoff, z.B. WEDMORE, 1932, ROOTs ABC, Schriften des USA.-Departement (13) of agriculture usw.  Wir sind nicht arm an Bienenbüchern, aber man zähle mal die Auflagen zusammen (und subtrahiere, was einfach wiedergekäut ist)!  Und unter dem Vielen verlautet fast gar nichts über dieses Kernstück der speziellen Betriebslehre.  Eine rühmliche Ausnahme macht WEIPPLs Büchlein.  Es will freilich nicht eine „Lehre”, sondern mehr nur eine unmittelbare Handreichung für einfache Praktiker sein (Ableger in Verbindung mit einfacher Weiselzucht, Berlin 1937).  Eine weitere rühmliche Ausnahme bildet SCHIMANOWSKIs Bienenzuchtmethoden, Petrograd 1916.  So anregend es ist, so wenig wurde es im Gegensatz zu DEMUTH bekannt (erschien zu Beginn des Weltkrieg in russischer Sprache).  GOETZE, ein Schüler von mir gab eine treffliche Übersicht und gute Richtlinien zu unserem Thema.  Mancher meiner früheren Kollegschüler wird Anklänge (auch Fachausdrücke) an meine Vorlesungen. darin finden.  (GOETZE, 1929, Die Bienenzucht als landwirtschaftlicher Nebenbetrieb, Stuttgart.)  Unsere besten Werke liegen leider sehr weit zurück.  Insbesondere GRAVENHORST, Der praktische Imker.  Er vermählte die Erzeugerkunst der Lüneburger mit den Vorteilen der Mobilkunst.  Lange vor der Mobilära liegen der überragende JANSCHA, EHRENFELS und RAMDOHR.

c) Die Fachsprache.

Eine Schwierigkeit ist die Fachsprache, sie ist nicht einheitlich, vor allem aber teilweise schwerfällig, umständlich, mehrdeutig und darum leicht irreführend.  Gut und bekannt sind z.B. die Ausdrücke Fegling, Flugling.  Bei dem Ausdruck „abgelegtes Volk” denkt der Unvoreingenommene eher an „das abgelegte” als an das Volk, das den Ableger gegeben hat.  Darum erlaubte ich mir ein paar Wortneubildungen, die zwar nicht alle gleichmäßig schön sind (vielfach Gewohnheitssache!), aber schon durch ihre parallele Bildung verraten, um was es sich handelt.  Die vieldeutigen Ausdrücke Ableger und Kunstschwarm sind im allgemeinen vermieden.  Es wurde immer gleich die besondere Gattung angegeben.  Außer dem Abtrommeln und Abfragen gibt es noch ein Absaugen (wie ich es nenne), z.B. wenn JANSCHA einen abgetrommelten Stock wiederbevölkern wollte, stellte er ihn über Nacht auf einen starken Stock und öffnete ein Verbindungsloch: die Brut saugte wie ein Magnet von unten die Bienen an und konnte dann am nächsten Morgen an neuem Platze als gewonnenes Volk aufgestellt werden (Wiederbeweiselung auf verschiedene Weise).  Dafür wählte ich den Namen Saugling.  Für Brutableger sage ich Brutling.  Ein Volk, das Schwarmgedanken verrät, heißt bei mir Schwärmer. (14)  Ein Volk, das geschwärmt hat, das zum Quell des Schwarms geworden ist, das einen Schwarm geboren hat, nenne ich Schwarmborn (statt des umständlichen, sprachlich wohl nicht ganz einwandfreien „abgeschwärmtes Muttervolk”).  Entsprechend spreche ich von einem Fegborn, Flugborn, Saugborn.  Ein mehr oder weniger geborgener Schwarm heißt Schwarmtraube (Arrestschwarm).  Einen Schwarm, der schon regelrecht am Werk ist und schon Werk (bekannter Ausdruck für Waben) hat, nenne ich Werkschwarm.  Entsprechend den Ausdrücken: Schwarm, Nachschwarm, Drittschwarm (in den Alpen heißt es Drittelschwarm, bei uns oft zweiter Nachschwarm) rede ich von Schwarmborn, Nachschwarmborn, Drittschwarmborn; denn für diese praktischen wichtigen Stadien desselben Volkes sollte es kurze Ausdrücke geben.  Jeder Kenner weiß, daß z.B. einem Flugling meist eine Brutwabe als „Lockbrut” oder „Bannwabe” beigegeben wird, wenigstens zeitweise, und daß man ihm fast stets auch junge „Stockbienen” zur harmonischen Ergänzung zufegen wird, so daß fast jeder Flugling gleichzeitig auch eine Art Brutling und Fegling ist.  Trotzdem wird man ihn Flugling nennen dürfen.  Es ist bei stärkeren Beigaben auch praktisch zu schreiben: Flugling – Brutling usw.  Beim Fegling gibt es noch Sonderarten, wenn man z.B. auslaufende Brutwaben (mit etwas Honig) abends in den Brutschrank (oder in einen warmen Honigraum) stellt und die geschlüpften Bienen morgens einer wertvollen begatteten Königin (Begattungsvölkchen usw.) zufegt.  Ein Volk hat geschwärmt, man stellt den Schwarm auf den Bornplatz, dem Schwarmborn werden also noch die Flugbienen abgezapft.  Damit er sicherer seine Weiselzellen abbaut (nicht nachschwärmt), wird der Volkrest nochmals verstellt, so daß er einen zweiten Flugling abgibt.  Der stark geschwächte Rest kann nun Schwarm – Flug – Flug – Born genannt werden.

d) Ersatz für Bilder.

Die Wiedergabe in Bildern wäre verlockend, aber ohne Text und ordentliche Denkarbeit geht es auch hierbei nicht ab.  Sehr empfohlen sei aber dem Leser, beim Studium sich stets Skizzen zu machen.  Man „fixiert die Ideen” dabei viel besser.  in den Vorlesungen pflegte ich die Handgriffe an leeren Beuten (oder Modellen) vorzumachen, z.B. die JANSCHA–Methode mit Krainer Bauernkästen (der Leser kann dazu Streichholzschachteln nehmen).  Der Leser zeichne auf eine Standlinie seine Kästen, Körbe oder Räume und schreibe mit den Abkürzungen meines Stockblattes in die Vierecke das, was sie Wesentliches enthalten.  Rechts (15) davon zeichne er dann die neuen Umgruppierungen.  Das Königinabsperrgitter (bei mir Gitter [G] genannt) wird angedeutet durch einen Doppelstrich zwischen zwei Räumen (wie z.B. bei DEMUTH), das Bienenabsperrgitter (bei mir Geruchs–G genannt) ist dargestellt durch einen Doppelstrich mit Schraffierung zwischen den Strichen.  Wenn die Königin in der ersten Gruppierung unter dem Absperrgitter sitzt, in der zweiten jedoch über dem Absperrgitter, dann kann man auf der Zeichnung das durch Bewegungspfeile einprägsamer machen.  Die einzelnen Beuten (Räume) erhalten in die untere Ecke Buchstabenkennzeichen.  Die einzelnen Stadien der Umgruppierungen werden laufend numeriert.

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3. Neue zoologische Tatsachen.

Es seien zunächst einige zoologische Ergebnisse behandelt, die z.T. ganz neu [Sie sind insofern auch heute noch neu, weil sie in den verflossenen 15 Jahren so gut wie totgeschwiegen worden sind.] sind, z.T. für die imkerische Praxis, also besonders für die Betriebslehre der Erzeugung noch nicht ausgewertet wurden.  Sie betreffen das Schwärmen und die Arbeitsteilung bei guter Tracht, z.T. auch das Lebensalter der Sammlerinnen.

a) Vom Schwärmen.

DEMUTH 1921 glaubt, es seien mehr die alten Bienen, welche beim Schwärmen die alte Mutter begleiten.  Er behauptet (1921 S. 11) auch ausdrücklich: „Im Schwarm gibt es keine wirklich jungen Bienen” und „der Mutterstock verliert mit dem Schwarm die meisten seiner Feldbienen und die Königin.”  Tatsächlich machen die wirklich jungen Bienen den Hauptteil des Schwarmes aus.  DEMUTH stellt sich offenbar vor, das Überhandnehmen der Jungbienen treibt die alten Bienen zum Stock hinaus (während in Wirklichkeit die Jungbienen selbst hauptsächlich sich auf und davon machen, wie wir sehen werden).  NICKEL bestätigte experimentell, was auch RÖSCH und MORLAND erfahren hatten, wiederholtes Zusetzen von junggeschlüpften (fremden) Bienen in ein Volk treiben letzteres zum Schwärmen [BUTLER (Bee World 21) konnte diese Befunde aufs Schönste bestätigen und zwar in mehreren Versuchen.  Das Ganze ist auch praktisch wichtig, wenn ich von einem Hüngler, einem guten Volk Weiselzellen haben möchte (an sich ist ja Hüngler landläufig das Gegenteil von Schwärmer, und an sich tut er mir den Gefallen nicht, Weiselzellen anzusetzen, die zugegebenen Waben enthalten ja keine offene Brut).  Und diese Weiselzellen kann ich dann verwerten.  Ich treffe gleich 2 Fliegen mit einem Schlag.  Die bedeckelte Brut werde ich den Schwärmern nehmen und diese vom Schwärmen abhalten.].  RÖSCH 1930 hatte 21 Tage lang je 100 Bienen gezeichnet, als der Schwarm fiel: „Arbeiter aller Altersstufen in ungefähr demselben Verhältnis befinden sich in der Schwarmtraube.  Die jüngsten Bienen waren drei Tage alt.  Nach den gezeichneten Arbeitern zu urteilen, waren die jungen Bienen in derselben Anzahl vertreten wie die älteren.”  Schade, daß RÖSCH nicht Zahlen angibt.  Schade, daß er nur 21 Tage gezeichnet hatte.  NICKElS ausgiebigere Zeichnungen (ausgiebiger nach Zahl der (16) Bienen und Tage) berichtigen RÖSCHs Schlußfolgerung in einem wichtigen Punkt.  MORLAND (Rothamsted Conferences XX, S. 14 ff) glaubte auf Grund von RÖSCHs Veröffentlichung, zum Schwarm gehörten hauptsächlich die Feldbienen, und zwar die frühen Feldbienenstadien, also mehr die mittelalten Bienen (RÖSCH 1930 macht andere Angaben! L.A.).  Er fand dies bei Zeichnungsversuchen u.a. bestätigt, er fand auch, daß die mittelalten Bienen nicht auffallend überwiegen und die jungen Bienen spärlich vertreten waren.  Haben auch sie in Prozenten gerechnet?

K.H. NICKEL, einem leider schon verunglückten Schüler von mir, verdanken wir u.a. wichtige Aufklärungen über das Schwärmen.  Das eine Versuchsvolk NICKEls hatte am 27. Juli noch geschwärmt.  Da Juni und Juli hindurch dauernd gezeichnete Bienen zugesetzt wurden (also Bienen knapp 24 Stunden alt), ließ sich an diesen recht ausgiebigen genauen Stichproben hübsch verfolgen, wie sich die Alter im Schwarm und im Schwarmborn nach diesem wichtigen Bienenereignis verteilt hatten.  NICKEls Zahlen sind deswegen ausgiebig und genau, weil er auf meinen Rat ein vergessenes Verfahren [Es bewährte sich gut, daß NICKEL wiederholt sich bei mir für den Rat bedankte, sich wundernd, warum ein so gutes Verfahren derart vergessen wurde.] anwandte: das RÉAUMURsche: Baden der Bienen.  Die Kurve [Die Durchschnittsergebnisse BUTLERs sind als schwarze Punkte für die Neuauflage von mir in die Abb. eingetragen (vgl. AfB 27/121); das Gesamtergebnis als strichpunktierte Gerade.] gibt nähere Auskunft.  (17) Die Statistik besagt, daß die Versuchsbienen hier durchschnittlich 25 Tage alt wurden.

Kurve

 

Das darf fast als normal angesehen werden.  Die älteste überhaupt vorhandene Biene war 43 Tage alt.  Nur eine einzige dieses Alters war vorhanden.  Dann folgten 18 Stück 38 tägige.  Die Verteilung der ältesten, schon stark dezimierten Bienen ist sichtlich sehr vom Zufall diktiert.  Wie uns andere Messungen lehren, werden die ältesten Bienen um diese Zeit im allgemeinen etwas älter als 43 Tage.  Unsere Kurve steigt also, weil sie zu weit nach rechts beginnt, anfangs etwas zu steil an.  Die punktierte Linie ist in diesem Punkt korrigiert.  Die 14- bis 19tägigen Versuchsbienen haben nach Ausweis der Kurve etwas aus der Reihe getanzt.  Die 19- bis 17tägigen sind auffallend spärlich vertreten, erscheinen also um diese Zeit schon dezimiert.  Es ist aber denkbar, daß von diesen Bienen, die im Baualter sich befanden, ein Teil im Mutterstock festgehalten war.  Denn die bauenden Bienen haben im allgemeinen nach RÖSCH ein Alter von 12 bis 20 Tagen.  Falls die Bienen um diese Zeit nichts zu bauen haben, benehmen sie sich besonders leicht faul.  Diese merkwürdige „zweite Periode des Stockdienstes” kommt auf unserer Kurve ebenfalls heraus.[Bei der BUTLERschen Kurve tanzen die 14–19tägigen Bienen nicht aus der Reihe.]  Im übrigen verläuft die Kurve sehr regelmäßig.  Sie steigt fast geradlinig an bis zum Stadium der 5tägigen Biene.  Dann fällt sie als Zufallskurve jäh ab.  Das Ganze besagt: die jüngsten Bienen, die noch nicht fliegen können, können sich am Schwärmen nicht beteiligen.  Aber schon die Halbflüggen sind vertreten.  Von den 4- bis 13tägigen Bienen, das sind jene, die zu Hause junge Larven füttern sollten, rückt fast alles aus, nämlich 90 bis 98 %.  Diese schonen also schon die Futtersaftdrüsen (und Wachsdrüsen) zugunsten des neuen Staatswesens.  Die Feldbienen bleiben überwiegend dem alten Staat treu.  Sie sind das Ausfliegen gewöhnt, machen aber den „Festausflug” nicht mit, als wollten sie mit dem Streik zum Ausdruck bringen: das ist ein Fest für die Jugend, ein unsolides Ausfliegen, mehr Getöse als Arbeit.  Wenn es Spurbienen gibt und wir haben Grund zu der Annahme, dann müssen das Vertreter der Feldbienen sein.  Diese werden ein Teil jener sein, die Alter nicht „vor Torheit geschützt” hat.  Sie haben einen vernünftigen Grund, eine Ausnahme zu machen.  Natürlich sind die alten Bienen dem Schwarm sehr nützlich.  Aber es ist damit zu rechnen, daß von ihnen ein Teil später wieder in den Mutterstock zurückfliegt.  Die larvenernährenden Jungbienen sind im Mutterstock (Schwarmborn) bald wieder ersetzt.  Andererseits hat ja die Königin in der letzten Zeit schon weniger Eier gelegt und mit dem Schwärmen tritt ja eine ganz (18) große Pause ein im Brutgeschäft.  Die „berühmte” Futtersaftstauung versagt auch hier, denn sie tritt auch hier überhaupt nicht ein.  Eine Stauung von Jungbienen ist noch keine Futtersaftstauung.  Denn die relativ meisten Bienen sind im Alter von 5 Tagen, und diese haben noch keine entwickelten Futtersaftdrüsen, geschweige denn eine Futtersaftstauung.  Vor allem sind die Weiselzellen, die eine Folge der Futtersaftstauung sein sollen, viel früher und zudem zu einer Zeit entstanden, wo größte Nachfrage nach Futtersaft war.  Damals wurde ja tüchtig gebrütet.  Die faule Periode hätten an sich die meisten Schwarminsassen vor sich gehabt, wenn es nicht zum Schwärmen gekommen wäre.  Aber jetzt in der neuen Kolonie wird bestimmt nichts daraus: es geht nichts über den Schwarm, er liefert gefundene Werte für Bienen und Bienenwirt.  NICKEL stellte also nicht nur dreitägige, sondern auch zweitägige im Schwarm fest.  Von den viertägigen gingen sogar 80 % zum Schwarm über und von den fünftägigen über 90 %.  Am dritten Tag sitzen sonst die Jungbienen auf der Brut.  Am vierten füttern sie ältere Larven.  Am fünften Tag fressen sie stark Pollen, um ihre Futtersaftdrüse in Hochform zu bringen.  Am 13.–15. Tag hören sie mit der Ernährung der Junglarven auf.  Die ersten (Orientierungs-)Ausflüge finden nie vor dem 5. Tag statt, durchschnittlich etwa am 8. Tag.  Am 20. Tag wird die Biene zur regelrechten Sammlerin.  Daraus geht vor allem hervor, daß viele Bienen des Schwarmes zum erstenmal ausfliegen, wenn der Schwarmrummel den Stock auf den Kopf stellt.  Viele der Jungbienen sind absolut unorientiert.  Sie können sich während des Schwarmgetümmels nicht orientieren und könnten an sich niemals mehr in den Mutterstock zurück gelangen.  Wenn allerdings ein Schwarm (weil z.B. die Flügel der Königin beschnitten sind) wieder zurückkehren muß, dann ist wohl denkbar, daß sich die allzu jungen Bienen beim Rückzug ähnlich verhalten wie beim Auszug.  Sie machen das, was die anderen ihnen vormachen, und landen damit glücklich wieder zu Hause.

Die Königin erblickt das Licht der Welt natürlicherweise mit dem Nachschwarm, die letzte in der Königinserie bei Orientierungsflug.  Dies frühe Ausfliegen ist für die meisten übrigen Insassen des Bienenstockes ganz und gar nicht die Regel.  Ein langer Stockdienst geht voran.  An sich sind die Bienen ähnlich wie die Königin zu einem frühen Ausflug befähigt, und beim festlichen Anlaß des Schwärmens tun sie es auch fast der jungen Königin gleich!  Beim Nachschwarm bringt es ja ein Teil der jungen Königinnen fertig, aus der Zelle zu schlüpfen und sofort sich in die Schwarmwolke und das Schwarmgebraus zu stürzen.  Die Natur hat (19) für ein merkwürdiges Hilfsmittel gesorgt. (Vgl. ARMBRUSTER, 1922, Über Bienentöne, Bienensprache und Bienengehör, AfB. 4 7/8.)  Jetzt wissen wir auch, warum die Schwarmbienen den Platz des Schwarmborns so leicht „vergessen”!  Wenn man einem Schwarm die Flugbienen des Schwarmborns zuleitet, dann bekommt das dem Schwarm gut, wie wir jetzt besser einsehen.  Das Abzapfen der Flugbienen im Schwarmborn soll das Nachschwärmen verhindern.  Wir sehen, das Mittel ist eigentlich falsch, denn dem Schwarmborn müßte man gerade die Jungbienen nehmen, etwa durch Abfegen von den Brutwaben.  Indirekt wirkt allerdings auch das erstere, weil es eine kräftige Störung ist, die das Ausbeißen der Weiselzellen fürs erste bewirken kann.  Im übrigen ist diese Störung rascher verschmerzt als der Entzug von Jungbienen (es dauert ja lange, bis Kinder der Prinzessin da sind!).  Wenn die jungen Bienen die Mehrzahl beim Schwarm bilden und durch ihr relativ vermehrtes Auftauchen das Schwärmen fördern, dann kann man das Schwärmen dadurch drosseln, daß man keine Anhäufung von Jungbienen im Brutnest des Schwärmers duldet.  Ein ausgezeichnetes Mittel dazu ist der Wabenwechsel von Volk zu Volk, aber auch der typische Wabenwechsel im Volk.  Er gibt nicht nur Raum und schafft nicht nur Baugelegenheit und Aufenthaltsraum, sondern er zieht vor allem auch Jungbienen ab, die abseits im Honigraum beim Schlüpfen der Jungbienen die Zellen reinigen. [Es ist also nicht unbedingt folgendes zu befürchten: Einem Hüngler habe ich viele fremde bedeckelte Brutwaben gegeben, um von ihm wertvolle Weiselzellen zu erhalten.  Dann fege ich ihn ab.  Er ist Kunstschwarm geworden mit dem alten Weisel.  Da er seines ganzen Brutnestes beraubt ist, kommen keine Jungbienen dazu.  Er ist als Kunstschwarm auf Mittelwände gesetzt und muß bauen.  Die Weisel fährt alsbald mit Eierlegen fort.  Junge Brut (zur Nachschaffung) ist jetzt vorhanden.  Wird er jetzt, weil stark aus Jungbienen bestehend (aber auch aus alten Bienen), nicht wieder schwärmen wollen?  2 Imkern, die den HOPF-Plan (vgl Erzeugerplan Nr. 32) probieren wollten, sei das passiert: erst bauen, dann Eier, dann Nachschaffungszellen, dann ausschwärmen.  Dazu ist zu sagen: Es ist richtig, die Zusammensetzung des starken Feglings ist nicht ganz die eines Schwarmes, auch nicht ganz die eines Schwarmbornes, aber …

  1. beim Imkern geht auch manchmal etwas Erprobtes schief (beim einen der beiden Wetterumschläge, er konnte nicht nach dem Rechten sehen)
  2. Man kann unserem Kunstschwarm eine Bannwabe geben, die den Kunstschwarm festbannt.
  3. Wenn man dem Frieden nicht traut, kann man für die erste Zeit ein Absperrgitter vor das Flugloch setzen.
  4. Man wird warmes Futter geben, daß der Bautrieb mächtig gefördert wird.  Er hält einen guten Teil unserer Bienen fest.
  5. Wenn man wegen einsetzender guter Tracht nicht füttern muß, werden die Jungbienen leicht zu Trachtbienen.  Das Absperrgitter wird leicht überflüssig.

Die kritische Zeit ist bald überwunden, sobald der erste größere Salz Eier schlüpft.  Der so erfahrene, gediegene GRAVENHORST empfiehlt, einen Schwärmer abzufegen, besonders um das Schwärmen vor der Tracht zu verhindern (Erzeugerplan 37).  Trommlinge bez. Feglinge millionenfach erprobt!]  Das Schwärmen ist eine Funktion des Brutnestquotienten, des Eilage–Differentialquotienten,[Das Verhältnis offene Brut zu bedeckelter Brut ist größer als 1 bei aufsteigender Entwicklung, also dem Schwärmen zu.  Je größer diese Zahl (Brutnest–Quotient), desto größer die Schwarmgefahr.  Die Zahl der Eier reguliert diesen Brutnestquotienten.  Je steiler der Winkel ist, in dem diese Eierkurve ansteigt, desto größer wird der Brutnestquotient, desto größer die Schwarmgefahr.  Diesen Winkel (genauer dessen Tangens) mißt der Mathematiker und spricht von Differentialquotient.]  Angenommen, man hat ein Volk dauernd verstärkt mit bedeckelter Brut aus andern Völkern, dann wird das Volk plötzlich in der Mehrzahl aus ganz jungen Bienen bestehen und es wird sicher schwärmen.  Es wird sicher nicht schwärmen, wenn die Tracht kurz vorher die Feldbienen dezimiert hat und wenn die jungen Jahrgänge vorzeitig ins Feld rücken müssen und dabei, z.T. schon nach 5 Tagen, auf dem Felde der Arbeit und Ehre bleiben.  Der Nachschwarm geht 8 Tage nach dem Vorschwarm.  in 8 Tagen können 16000 Jungbienen geschlüpft sein (denn die alte Königin hat zunächst noch gut gelegt).  Von diesen 16000 sind 8000 schon 4 Tage alt.  Sie allein bilden schon einen „Nachschwarm” von 800 g, also gegen 2 Pfund.  Dazu kommen dann noch die Jungbienen, die beim Auszug der alten Königin zu jung waren, um sie zu begleiten, und natürlich ältere Bienen und ein gewisser Hundertsatz Drohnen.  Man sieht, ein Schwarmborn mit ordentlichem Brutnest ist nicht so leicht erschöpft (auch nicht an Jungbienen!) durch Schwarm und Nachschwarm.  Der Vorschwarm besteht hauptsächlich aus Jungbienen.  Auch der (20) Nachschwarm und der Drittschwarm genießt diesen Vorzug.  Die Natur hat vorgesorgt.  Der Nach– und Drittschwarm hat junge Bienen ja viel nötiger, denn es dauert lange, bis der Ersatz auftritt (bis Kinder der Prinzessin da sind).  Wenn ein Schwarm mehr aus jungen Bienen besteht, dann begreifen wir, warum er so gut bauen kann, und warum er gleich nach dem Bauen ganz ordentliche Ernten einbringt und trotzdem längere Zeit stark sein kann.  Auch kann ein Schwarm sehr gut gleichzeitig bauen und eintragen (Fleiß des Schwarmes).  Die jüngsten bauen und machen Ammendienst, die älteren können gleich Felddienst machen.  Umgekehrt, wenn man den Schwarm auf Waben setzt, dann haben die jungen Bienen, also die Mehrzahl der Kolonie, nichts zu tun.  Die Moral des Schwarms ist von Anfang an geschädigt.  Wenn man Bau und Vorräte gibt, dann kommen weder die jungen noch die alten Siedler ins richtige Geleise, und dies von Anfang an!  Die überraschenden und überaus wichtigen Ergebnisse RAMDOHRs erscheinen so in neuem Licht (vgl. unten).  Es könnte jemand einwenden, im Volke, das bei NICKEL schwärmte, waren tagelang vorher junge Bienen zugesetzt worden, so ist die starke Teilnahme der Jungen am Schwärmen nicht verwunderlich.  Dagegen ist zu sagen: Die gezeichneten Bienen machen im ganzen höchstens den fünften Teil der Gesamtbienen aus.  Die gezeichneten (zugesetzten) Bienen gliedern sich auch sonst in allem normal ein in das Volksgeschehen (das damit normal bleibt).  Es ist ganz anormal, daß in Völkern ohne Schwarmfieber die zwei- und dreitägigen sich vor dem Stock tummeln.  Wohl aber erklärt die starke Teilnahme der Jungen manches, was bisher am Schwarm rätselhaft war.  Ein Volk, dessen Königin vor einem Monat besonders kräftig Eier legte, hat einen Zuwachs an Jungen, der leicht stärker ist als im NICKElschen Fall.  Mit gleichem Recht könnte man sagen (vgl. DEMUTHs Ansicht), das experimentelle Vermehren hätte mehr Alte austreiben müssen.  Es handelt sich im NICKEl’schen Fall offenbar um ganz normales Schwarmgeschehen. [Diese Behauptung wurde durch die Befunde BUTLERs (vgl. Anmerkg. 4–6) aufs Schönste bestätigt.]

b) Über Arbeitsteilung und Lebensdauer bei Tracht.

RÖSCH teilte 1927 ein Versuchsvolk in eine junge und eine alte Hälfte durch Fluglingbildung.  Er wies dabei nach, daß es unter den Bienen solche gab, die mit 28 Tagen noch nicht junge Brut gefüttert und die noch nie draußen gesammelt (wohl aber sich draußen orientiert) hatten.  Als der Flugling in großer Not war aus Mangel an Ammen für die vorhandene junge Brut, da sprangen diese 28tägigen ein.  Ihre Futtersaftdrüsen schwollen auf normale Höhe an und spendeten Brutmilch.  Immerhin konnten diese alten Ammen es nicht so gut wie die jungen. (21)  Bis zum Beweis des Gegenteils müssen wir also in jedem Volke solche Drückeberger annehmen.  Es ist klar, daß solche Bienen älter werden müssen, denn 28 Tage sind ja um diese Zeit schon ein durchschnittlich hohes Alter.  Obwohl der experimentelle Nachweis noch aussteht, darf man annehmen, diese Drückeberger hätten sich auch am Sammeln beteiligt, wenn der Stock große Not an Nektar oder Pollen gehabt hätte.  Allerdings wären sie dann nie mehr für den Ammendienst tauglich gewesen (die Feststellungen RÖSCHs lassen den Schluß zu).  Es wird in der Natur eigentlich selten vorkommen, daß derartiger Mangel an Ammen herrscht für die Arbeiterbrut (z.B. in Schädlingsbekämpfungsgebieten wurden vergiftete Vorräte, u.a. Pollenhöschen, eingetragen, und die damit sich nährenden, werdenden Ammen wurden vergiftet).  Wohl aber wird häufiger Mangel an Vorräten (an Nektar und Pollen) eintreten oder aber das Gegenteil: ein Überangebot.  in beiden Fällen können die „Drückeberger”, vielleicht besser Alters–Reserve, herangezogen werden.

Das normale Heer wird in diesen „Notfällen” durch die jungen (NICKEL) und die alten „Jahrgänge” (RÖSCH) verstärkt: NICKEL numerierte an einem normalen Bienenvolk unmittelbar vor guter Tracht 60 Bienen (20 am 25. V. und 40 am 28. V.).  Am 8. Juni sind von den ehedem 20 Stück (jetzt 14tägigen) Bienen nur noch 4 Stück beim Flugdienst nachweisbar.  Am 5. Juni waren es noch 10 Stück gewesen (damals 11tägig).  Vgl. Tab. nebenan.  Am 8. Juni sind von den ehedem 40 Stück (jetzt 11tägigen) Bienen nur noch 28 Stück vorhanden.  Am 5. Juni waren es noch 38 Stück gewesen (damals 8tägig).  Wie ist der auffallende Abgang zu erklären ?  Sie brauchen nicht alle verunglückt oder abgearbeitet verloren gegangen zu sein.  Es ist denkbar, daß ein Teil als Baubienen im Stock festgehalten war, obwohl es nicht viel zu bauen gab.  Es wäre auch denkbar, daß sie einer Trachtschar angehörten, die nicht alarmiert war oder daß ein Teil derselben „Drückeberger” waren.  Immerhin ist es merkwürdig, daß die älteren Gruppen die größeren Lücken aufweisen und es wäre auch einigermaßen befremdend, wenn jetzt im Juli bei guter Tracht ein so großer Prozentsatz zuhause bliebe.  Am 5. Juni sind fast alle Bienen den ganzen Tag bis abends geflogen.  Nicht den ganzen Tag flogen: 4, 14, 20, 28, 29, 31, 38, 40, 41, 48, 56, 57, 60.  Davon sind 14, 20, 31, 38, 40, 41, 48, 56, 57, 60 achttägige (22) Bienen !  Am 8. Juni fliegen (und zwar fleißig!) hiervon 14, 38, 40, 56, 60, also nur solche von der jüngeren Gruppe.  Die älteren 4, 28 und 29 sind ganz ausgefallen.  Vom Wetter sind am 8. Juni sehr genaue Angaben gemacht u.a. schwül, teils bedeckt, nach 15:00 Uhr kräftiges Gewitter.  Am 5. Juni war schönes Trachtwetter.  In der Tat beginnt der Flug früher und hält ununterbrochen an.  Eine kleine Störung ist am Spätnachmittag festzustellen.  Die meisten Bienen sammeln Nektar.  Es bleibt die Frage offen, ob vielleicht die eine oder andere Kurz–Ausflüglerin, die sich in beiden Altersgruppen findet, etwa Wasser an einer nahen Tränke geholt hat.  Die kürzesten Ausflüge dauern nur 1 Minute, und die längsten ? — Das läßt sich nicht mit Gewißheit sagen.  Denn bei der hohen Anforderung, die an den Beobachter gestellt werden, muß es notwendig bei einer solchen Zahl von Versuchsbienen vorkommen, daß man einen Ein– und Ausflug übersieht.

Tabelle
 
Tabelle

 

Die Tabellen enthalten Anhaltspunkte, wie oft entweder der Ausflug oder der Einflug übersehen worden ist.  Ganz einwandfrei sind nur die Ausflüge der Bienen, die während des Gewitters am 8. Juni nicht nach Hause kamen (nicht nach Hause Kommen konnten) und durch ihren Jämmerlichen Aufzug verrieten, daß sie die ganze Zeit draußen waren.  Sie blieben etwas über 2 Stunden weg.  Bei 15 (5. Juni) möchte ich annehmen, daß sie nicht fast 170 Minuten, also 2 3/4 Stunde draußen waren, daß hier mal Ein– und Ausflug übersehen worden ist.  Der 8. Juni enthält, solange das Wetter gut war, zahlreiche Beispiele von musterhaften Blütensammlerinnen.  Sie blieben etwa 80 Minuten draußen.  Die fleißigsten machten nur etwa 10 Minuten Pause im Stock.  Die meisten brachten es bis zum Eintritt des Gewitters (15 Uhr) auf vier Flüge.  Dabei setzte an diesem Tage die Flugtemperatur etwas spät ein, 16° erst um 9 Uhr.  Dafür war die Tracht gut.  Gegen 11 Uhr sind die „Bienen auffallend trachtschwer nach Hause” gekommen.

Wenn wir am 5. Juni die unvermeidlichen Beobachtungslücken ausgefüllt denken, dann kommen die meisten Bienen auf 6–7 Sammelausflüge.  Die mit mehr Ausflügen haben nicht nur Sammelausflüge gemacht, sondern auch kurze Ausflüge dazwischen.  Im allgemeinen wird also die Zahl der Trachtflüge höher geschätzt („geraten”).  Wenn manche Bienen wie eine Uhr den ganzen Tag arbeiten und sich zu Hause nur so kurze Ruhe gönnen, wird man annehmen dürfen, daß sie draußen auch nicht feiern.  Die Bienen haben also, um ihre Honigblase zu füllen, über eine Sunde zu arbeiten.  Die reinen Flugzeiten von Hause und nach Hause fallen nicht sehr ins Gewicht, denn (23) zu 1 km benötigt die Biene nur etwa 60/20 = 3 Minuten.  Bei 2× 3 km (Hin- und Rückweg) macht das also nur 18 Minuten.  Über des Gewicht der Bienen oder den Füllungsgrad der Honigblasen (Nagelprobe) finden sich keine Angaben, wohl aber die erwähnte Bemerkung: die Bienen kamen um 11 Uhr auffallend trachtschwer.  Die Sammelflüge werden gegen Mittag nicht kürzer bei den Musterbienen.  Bei sehr reichlich fließenden Trachten mußten die Ausflüge kürzer sein, das lehren die Zeiten bei Dressurversuchen.  Offenbar mußten, um die Honigblase voll zu bekommen, unzählige Blüten besucht worden sein.  In einer Stunde kann ja auch eine Biene sehr viele Blütenbesuchen (nach KNUTH 12 Blüten je Minute, in 1 Stunde also 720 Blüten).  Um sich die Honigblase „ganz voll” zu saugen mit einer Ladung von 55,5 mg (18 Bienen 1 g) benötigt die Biene an sich nur 1 Minute (normale Temperatur, normal dichter Nektar. Vgl. ARMBRUSTER, 1921: Vergleichende Eichungsversuche an Bienen und Wespen, AfB. III besonders S. 229.).  Wenn der Flug–Motor der Sammelbiene 1 Stunde lang nicht ruht, dann ist das ein gewaltiger Energieaufwand, denn man bedenke, die Biene wird in der zweiten Hälfte dieser Stunde immer schwerer.  Sie ist dann mit 1/3 bis 1/2 ihres Eigengewichtes dauernd belastet, sie muß dabei dauernd ab– und anfliegen.  Die Musterbienen, die am 5. Juni siebenmal auf Nektar ausgeflogen sind, könnten also eine Nektarmenge von 1/3 ccm nach Hause gebracht haben.  Unter den 60 gezeichneten Bienen waren aber am 5. Juni nur knapp die Hälfte in dieser Hochform (brachten roh geschätzt vielleicht 10 ccm uneingedickten Nektar, also vielleicht 3 g Honig), und schon drei Tage später nur noch ein gutes Drittel (brachten roh geschätzt vielleicht 6 ccm Nektar = 2 g Honig).  Wenn man den Durchschnitt (8 ccm Nektar) der beiden Stichproben–Tage nimmt, und wenn man nicht mit 60 Bienen rechnet, sondern mit 6000, dann wäre das eine Waagstockzunahme um 800 g.  Bei gleichzeitig 10 000 Ausflüglern (70 000 Ausflügen) hätte die Waage eine Tageszunahme von über 1 kg gezeigt.  Die Kontrolle stimmt also ziemlich, so daß man mit den erwähnten Größenordnungen rechnen darf.

Am 5. Juni sind von den 60 gezeichneten 48 überhaupt geflogen, und zwar im Durchschnitt nur (ganz wenig mehr als) fünfmal am Tag.  Am 5. Juni sind kurz vor und nach 6 Uhr 28 Stück von den 48 fliegenden Bienen zurückgekehrt.  Der Erkennungsdienst und der Aufschreiber hatten also ein schweres Stück Arbeit.  Die Zahl 18 Uhr kommt (24) häufig wieder.  Die Zahl ist sichtlich abgerundet und soll heißen, etwa um 18 Uhr.  Da dauernd schönes Wetter war und von Störungen nicht die Rede ist, so sehen wir hier den natürlichen Abschluß eines schönen, nicht sehr heißen Flugtages Anfang Juni.  Um 6 Uhr nachm. kommt schon der kühle Abend die Temperatur, bei der die Bienen nach Hause fliegen und nicht mehr herauskommen.  Innerhalb der letzten 20 Flugminuten sind 28 von 48 Flugbienen zurückgekehrt, also etwa 3/5.  Schade, daß man nicht genau weiß, wann man abends zu zählen anfangen muß, denn sonst könnte man etwa überschlagen, wieviel Bienen im Stock am Trachtdienst sich beteiligen.  Die Abflüge werden (naturgemäß) etwas leichter übersehen als die Rückflüge.  Bei der Tabelle sind also die Zahlen der stündlichen Abflüge etwas zu niedrig.  Etwa um 11 Uhr ist die Zahl der Ausflüge gleich groß wie die Zahl der Rückflüge, das Sammelgeschäft also in vollem Gange.  Nach 15 und nach 16 Uhr flogen auffallend wenig Bienen ab.  Um 15:30 Uhr kamen auffallend Viele Bienen zurück.  Eine Störung (wahrscheinlich Wetter, weniger wahrscheinlich Versagen der Tracht) muß hier vorliegen.  Etwa um 17:20 Uhr war diese Störung überwunden.  Drum haben wir kurz vor dem Ende nochmals eine auffallende Wiederbelebung.  In die Störungszeit fallen zwei Kurzflüge.  Die letzte Biene flog 18:45 Uhr ab.  Die Musterbiene 23 (11tägig) kümmert sich um die Störung von 15 bis 17:20 Uhr nicht.

Unter den 8tägigen (des 5. Juni) gibt es Bienen, die ganz musterhaft fleißig sind und regelmäßig ausfliegen.  Von 40 sind 38 außerhalb des Stockes tätig.  Bei Nr. 31 wurde nur ein Ausflug sichergestellt, bei sechs Stück nur zwei Ausflüge.  Zwei Achttägige bringen es aber bis auf zehn Ausflüge.  Auch eine gewisse leichte (Wetter-)Störung um 16 Uhr hindert die Achttägigen nicht, auszufliegen (wenn auch spärlicher als normal), während Orientierungs– und Erstlingsausflüge nur bei schönstem Wetter um die Mittagszeit erfolgen, ähnlich wie das Schwärmen.  Bei den 11tägigen (des 5. Juni) fehlen von 20 Bienen schon 10 Stück (50 %).  Auch hier kann man nur einmal Ausfliegende (Nr. 29) beobachten.  Wie bei den 11tägigen gibt es auch bei den 8tägigen Musterbienen.  Bei den 11tägigen am 8. Juni fehlen von 40 Stück deren 11, also über 25 %.  Von den am 8. Juni 14tägigen entfallen auf ehedem 20 Stück 16 Stück Verluste (80 %).  Die 14tägigen stehen im Fleiß eher hinter den 11tägigen. — (25)

Es besteht also kein Zweifel, daß in dem Versuchsvolk um die angegebene Zeit und bei dem bestehenden schönen Trachtwetter die 8tägigen schon am Sammelgeschäft sich beteiligen und dauernd durch guten Fleiß auffallen, so daß es in den kommenden 6 Tagen wahrscheinlich schon Arbeitsleichen gibt.  Bei guter Tracht wurden also manche Bienen nicht mal 14 Tage alt.  WEIPPL (1937, JII. MonatsbI., S. 80) gibt an, daß 35 Sammelausflüge eine Biene schon zu ruinieren vermögen.  Nehmen wir 6 arbeitsreiche (!) Ausflüge je Tag an und 6 Arbeitstage (8–14tägig), dann kommen wir zu einer ganz ähnlichen Zahl.  Eine Musterbiene würde in 5 Tagen bei 7 erfolgreichen Ausflügen im ganzen etwa 2 g Nektar sammeln, also etwa 1,33 g Honig.  Natürlich bekommt davon nicht alles der Imker.  Angenommen, er erhielte von einer Biene 1 g, dann würde also jedes Kilo Honig im Honigraum u.a. 1000 Bienen kosten, und zwar bei günstigen Umständen, nämlich bei guter Tracht und bei gutem Wetter (sonst mehr!).

Auf alle Fälle gehören die gezeichneten Bienen hier dem Alter nach in die „zweite Periode des Stockdienstes”.  RÖSCH gab an, daß diese Bienen gern lungern und daß der Baudienst in dieses Altersstadium fällt.  Wir lernen hier: wenn es drinnen nichts Wichtiges zu bauen gibt (wie in dem Versuchsvolk) und draußen ist Tracht, dann beginnt das Sammelgeschäft nicht mit 20 Tagen, sondern schon mit etwa 8 Tagen.  Die 8– bis 20tägigen sind also die „Truppen zur besonderen Verwendung”, mit denen der Bienenstock sich besonderen Verhältnissen anbequemt, mit denen er scharf bauen lassen kann, die er aber auch einsetzt, wenn er eine gute Tracht mit vermehrten Erntehelfern sich möglichst gut sichern möchte.  Der Imker wird nicht dulden, daß dieses Altersstadium lungert.  Aber wenn sie lungern, besser — wenn sie nicht sammeln, ist es nicht unbedingt besonders schlimm.  Denn die Tracht ist dann nicht so gut, daß die Jungen alarmiert werden.  Sie sind dann noch (weil sie sich geschont haben) als Reserve da, wenn wirklich gute Tracht zu erwarten ist.  Der Bienenwirt kann diese Zwischenstufen zwar für diese Tracht schonen, aber er kann sie auf alle Fälle bauen lassen.  Denn „der Sperling in der Hand …”!  Die NICKELschen Tabellen bringen also Neues über die Arbeitsteilung im Bienenstock.  Sie zeigen auch, wie sehr die starke Tracht Anforderungen an den Stock stellt, also besonders auch an den Eierstock der Königin.  Tracht bekommt man nicht umsonst in den Stock.  Leider ist nämlich bei RÖSCH im einzelnen wenig berücksichtigt, wie gerade die Tracht war. (26)  Es wäre vielleicht noch zu untersuchen, wieso den 28 Tage alten RÖSCHschen Bienen die Futtersaftdrüsen so verspätet anschwellen können, denn es ist denkbar, daß (wie es im Fall der Drohnenmütterchen sehr wahrscheinlich ist) diese Alters–Ammen ein besonderes Futter, nämlich Futtersaft (dieselbe Brutmilch) erhalten oder mit erhalten.  Näher aber liegt die Annahme: die betr. 28tägigen haben in ihrer Jugend nicht eine Pollenkur durchgemacht, deswegen entwickelten sich die Futtersaftdrüsen nicht.  Das Ganze wird jetzt, sehr verspätet, nachgeholt.  Ob sonstige Beziehungen bestehen zwischen obigen Drückebergern und den Drohnenmütterchen, bliebe noch zu untersuchen.  Die NICKELschen Bienen, die mit 8 Tagen schon zum Sammeln flogen, hätten sich, nach RÖSCH zu schließen, jedenfalls nie mehr an der Ernährung der jungen Brut, am eigentlichen Ammendienst beteiligt: RÖSCH fand im extremen Notfall Bienen im Alter von 6–15 Tagen sammeln.  Er untersuchte ihre Futtersaftdrüsen und fand sie bei den 6–11tägigen entwickelt bis voll entwickelt, bei den 12–14tägigen jedoch degeneriert.  Die Futtersaftdrüsen werden also nicht für alle Fälle der Not aufgehoben, sondern in der energiebedürftigen Sammelbiene verzehrt.  Insofern ist es begreiflich, warum eine Biene, die mal das Sammeln begonnen hat, nie mehr zum Ammendienst zurückkehrt.  NICKELs Versuche zeigen, daß der von RÖSCH beschriebene Fall gar nicht so überraschend ist.  Ein krasser Notfall ist gar nicht nötig, um jüngste Sammler auf den Plan zu rufen.  Es genügt schon, daß draußen gute Tracht ist.

RÖSCH gab uns in dankenswerter Weise die Verteilung der Altersklassen bei Bildung eines Fluglings.  Flugling und Flugborn waren allerdings nur klein und wurden auch sehr nahe beisammen aufgestellt.  Es zeigte sich: der Flugling beherbergte am nächsten Tage nicht nur Feldbienen über 20 Tage alt, es waren auch 8tägige darunter (2 von 20 gezeichneten) und ziemlich viel 11–14tägige (genaue Angaben kann ich nicht machen, da ich einen gewissen Widerspruch sehe zwischen RÖSCHs Text und Abbildung).  Im Flugborn fand sich keine einzige Biene, die über 20 Tage alt war.  Sie waren, wie zu erwarten, in den Flugling gelangt.  Die 8tägigen sind wohl so in den Flugling gekommen: sie machten Orientierungsausflüge, kamen vor den Stock und verflogen sich dann alsbald.  Die Gefahr des Verfliegens ist hier besonders groß.  Denn der Flugling fliegt stärker, hat denselben Geruch und ist nahe beim Flugborn aufgestellt.  Von den 13tägigen und den älteren können gar manche schon gut eingeflogen (orientiert) gewesen sein am alten Platz.  Sie stürzten (27) dann etwas leichtsinnig aus dem neuen Platz heraus und landeten dann am alten.  Leider ist RÖSCHs schöne Statistik im Punkt: Alter der Bienen, etwas lückenhaft wiedergegeben.  Er bezeichnet den Tag als Todestag in dem er die betreffende Biene zum letzten mal im Stock sah.  In seiner Tabelle 10, die vor 1924 entstanden ist, lauten die größten Lebensalter: 31,31,32, 27, 34, 32, 20, 29, 22, 55, 42, 39, 24.  Die ersten Bienen wurden gezeichnet („geboren”) am 30. Mai, die letzten am 30. August.  Die gegen Ende Juli gezeichneten wurden am ältesten.  Da die Biene nach RÖSCH erst mit 20 Tagen Sammelbiene wird, würden diese Bienen es durchschnittlich nur auf 12 Tage Sammelbienenzeit gebracht haben, im ganzen also auf ein Alter von 20 + 12 = 32 Tagen.  Nach RÖSCHs Beobachtungen von 1924 wurden die Patriarchen–Bienen von vier Gruppen alt: 37 (30), 48 (40), 35 (50), 54 (30) Tage. (Die Zahl in der Klammer gibt an, wieviel Bienen zur betreffenden Gruppe gehörten.)  Datum und Angaben über die Tracht fehlen leider hier.  Ein Experimentator benötigt relativ kleine Versuchsvölker in Glaskästen und ihn können zunächst die Dinge weniger interessieren, auf die es dem Wirtschaftsimker mit seinen starken Völkern ankommt.  Bei allen Versuchen über das Lebensalter der Bienen muß die stark mitsprechende Tracht berücksichtigt werden.  In dieser Gruppe bleibt den Patriarchen–Bienen eine längere Zeit zum Sammeldienst, im Durchschnitt 23 Tage.  Aber es handelt sich hier um die Patriarchen.  Die Durchschnittsbiene hätte nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit dann nur eine Sammelzeit von 11 Tagen erreicht.  Es ist aber keineswegs gesagt, daß die Bienen, um die es sich hier handelt, besonders viel zu sammeln hatten und besonders viel gesammelt haben.

Endlich ist festgestellt: im Fall von guter Ernte oder im Fall von Nahrungsmangel im Stock lassen sich die Stockbienen der zweiten Periode früher Ins Feld ziehen und im Felde frühzeitig sich abarbeiten.  Sie werden dann kaum älter als 20 Tage.  Es ist sicher, daß manche Bienen, besonders bei unserem Mobilbetrieb, nicht viel zu bauen bekommen.  Wenn eine Biene im Stock erst als Amme reichlich gefüttert hat und dann noch als Baubiene viel zu bauen bekam, dann möchte man annehmen, sie ist im Felde als Feldbiene eher verbraucht, weil sie sich schon als Stockbiene etwas übernommen hat.  Das im einzelnen festzustellen, wird natürlich nicht ganz leicht sein.  Auf alle Fälle dürfen wir annehmen, das Stockleben ist nicht nur weniger gefahrvoll (Wächterdienst ausgenommen), sondern auch weniger anstrengend. (28)  Die Hauptverluste bringt das Feld, nicht der Stock.  Dabei sind gesunde, normale Völker vorausgesetzt und normale Ernährung usw. während der Brutzeit.  Denn GOETZE hat nachgewiesen, und zwar bei Königinnen, daß ausgemergelte, alte Pflegebienen nur noch kümmerliche Pfleglinge zustande bringen.  Wenn aber die Verluste im letzten Drittel des Lebens naturgemäß größer sind, dann würde der Altersaufbau eines Bienenvolkes nicht eine regelmäßige GALTONsche Zufallskurve (Binomialkurve. Vgl. z.B. ARMBRUSTER 1919, Bienenzüchtungskunde, S. 116) ergeben, sondern eine etwas unregelmäßige.  Der Ast der älteren Bienen würde steiler abfallen und der letzte Schluß ganz flach auslaufen (Bienen, die Glück hatten in Gefahren, die sich schonten, Stubenhocker usw.).  Indessen werden diese Umstände ausgeglichen durch die Drückeberger.  Über ihre Zahl wissen wir zwar auch nicht übermäßig viel, aber nach RÖSCHs Stichproben–Untersuchung dürften sie gar nicht selten sein. [Nach den Untersuchungen von MAURIZIO entwickeln sich in den Bienen, die in ihrer Jugend geeignete Pollen bekommen (nicht alle Pollensorten sind gleichwertig, manche sogar giftig.  Die Pollen, als Höschen in den Stock gekommen, mit Nektar angereichert und im Stock gereift durch eine Milchsäuregährung, sind wirksamer als der entsprechende Naturpollen) Futtersaft–, Fett–, bisweilen auch Geschlechtsdrüsen kräftig.  Sie werden langlebig, wenn ihre entwickelten Drüsen geschont werden, (z.B. geringe Ammentätigkeit).  Es sind sog.  Winterbienen im Sommer.  Umgekehrt werden Jungbienen, eingekäfigt und nur mit Honig und Wasser gefüttert, kurzlebig, obwohl sie nicht eigentlich arbeiten müssen, ihre Drüsen werden nicht entwickelt.  Natürlich ist schon lange bekannt, daß die Bienen den Winter über älter werden als im Sommer.  Sie erhalten noch Pollennahrung in ihrer Herbst–Jugendzeit und konnten sich dann schonen:

Winter–„Schlaf” (besprochen und beleuchtet AfB 26 70 u. 27 105).  Nach GONTARSKI stünden die „Winterbienen” zwischen Pflege– und Baubienenstadium (Vgl. AfB 27 104).]  Bis auf weiteres dürfen wir also mit einer GALTONschen Zufallskurve rechnen.  Wenn man sehr viel Bienen gezeichnet hat, wird man eher auf besonders alte Patriarchen stoßen.  Wenn man fleißig nach dem Patriarchenalter gefahndet hat, wird man das Durchschnittsalter der betreffenden Biene auf die Hälfte schätzen dürfen.

Noch auf eine andere Weise kann man die Lebenszeit der Bienen bestimmen.  Man beobachtet eine größere Schar gezeichneter Bienen und zählt die Tage, bis diese Schar auf die Hälfte gesunken ist.  In diesem Sinne ließ ich meinen Schüler NICKEL das Alter bestimmen.  So hat inzwischen auch MORLAND gefunden, daß in 21 Tagen die Hälfte seiner gezeichneten Arbeiterinnen verschwunden war.  DZIERZON (1853, Eichst. Bztg. IX, Nr. 23) hatte festgestellt, daß bei guter Tracht in drei Wochen kaum noch „die 20. Biene” am leben war (Ende August).  Leider werden Idealfälle selten sein.  Sehr häufig wird uns entweder Nosema oder schlechtes Wetter stören oder gewisse Mißlichkeiten beim Zeichnen, beim Zusetzen, beim Auszählen.  Aber Störungen kommen in der freien Natur wahrlich genug vor, und darum sind solche Statistiken gar nicht so weltfremd, auf jeden Fall besser als leichtsinniges Raten, als zu vage oder kühne „Schätzungen”.  Eine kleine Korrektur muß aber bei allen Zeichnungsversuchen wohl angebracht werden.  Beim Orientieren der ersten Bienen kommen gar manche nicht wieder, nicht, weil sie umgekommen und für den Bienenvater (30) verloren sind, sondern weil sie sich verflogen haben.  Natürlich mögen sich sonst Soll und Haben ausgleichen (ich gebe ab und bekomme verflogene), aber beim Zählen von gezeichneten Bienen kann ich nur die abgegebenen, nicht die bekommenen zählen, denn letztere sind ja nicht gezeichnet.