Deutsche Bearbeitung durch Rudolf E. Bahr Remagen, Deutschland |
Ein Leben | Eine Biene |
Bruder Adam : Meisterlicher Imker |
Die Buckfastbiene : Seine Biene |
1898 |
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Geboren am 3. August als Karl Kehrle, zukünftiger Bruder Adam, in Mittelbiberach [9°45’Ost;48°05’Nord], Süddeutschland, nördlich des Bodensees (66 km). Schon als Kind interessiert er sich für die Imkerei. |
1900 |
Drei Forscher entdecken die Mendelschen Gesetze, die bis dahin in Vergessenheit geraten waren, aufs neue, obwohl die Resultate der Arbeiten dieses österreichischen Mönches im Jahre 1865 veröffentlicht worden waren. Diese Gesetze sind die Grundlage für die Theorie der Kreuzungen, die durch Bruder Adam bei der Biene in die Tat umgesetzt wurde. Es ist schon 15 Jahre her, daß Mendel tot ist (1885). |
März 1910 |
Er schließt sich dem Benediktinerkloster Buckfast [3°50’West;50°40’Nord] an. |
Das Kloster, im Wiederaufbau seit 1882, besitzt einen Bienenstand mit hauptsächlich einheimischen, schwarzen Bienen. |
1913 |
Die Akariose (Tracheenmilbe) erreicht von der Insel Wight kommend das Vereinigte Königreich. Diese Parasiten dezimieren buchstäblich den Bienenbestand der Gegend. |
1915 |
Aus gesundheitlichen Gründen wird Bruder Adam als Hilfskraft auf dem Bienenstand Bruder Columban zugeteilt. |
Im Herbst sagt der Bienensachverständige der Grafschaft die vollkommene Vernichtung des Bienenbestandes für das kommende Frühjahr voraus. |
1916 |
Angeregt durch seine Beobachtungen über die |
In der Tat war es eine Katastrophe. Der Bienenstand des Klosters ist durch die Tracheenmilbe verheert. Von 46 Völkern sind noch 16 da: nur diejenigen mit Carnica- und Ligusticabienen. Alle einheimischen Bienenvölker sind zusammengebrochen. |
1917 |
Entstehung des Grundstocks der Buckfastbiene, der ersten Kreuzungen : Lederbraune Ligusticabiene x Drohnen der alten, einheimischen Biene. Auf dem Bienenstand des Klosters stehen am Ende der Saison 100 Völker. |
1919 |
Infolge des Rücktritts Bruder Columbans wird Bruder Adam am 1. September die Verantwortung für den Bienenstand des Klosters übertragen. |
1920 |
Er wird durch das zukunftsweisende Buch des jungen Professors Ludwig Armbruster angeregt : die Bienenzüchtungskunde war erst kürzlich erschienen (1919). |
Erste Versuche mit F1-Kreuzungen der Cypriabiene. |
1922 |
Er bemerkt das Problem des Verfliegens verursacht durch die Aufstellung der Beuten in Reihen. |
Die Beuten werden anders zusammengestellt, nicht mehr in Linien, sondern in Gruppen zu Vieren, deren Fluglöcher nach vier verschiedenen Himmelsrichtungen zeigen. |
1924 |
Er gewinnt die Erkenntnis, daß die Königinnen einen ausreichenden und uneingeschränkten Brutraum zur Verfügung haben müssen. |
In diesem Herbst quartiert er einen Teil seiner Völker (60 von insgesamt 120) aus den Britischen Standard-Beuten mit 2 Bruträumen zu je 10 Rähmchen in einen Brutraum zu 12 Rähmchen im Dadant-Maß um. |
1925 |
Er richtet seine berühmte Belegstelle in der Heide (Dartmoor) ein. Mit ihrer vorbildlichen Isolation gestattet sie nach Belieben die gewünschten, selektiven Kreuzungen zu erzielen. Sie ist heute noch in Betrieb. |
Im Juni-Juli, wenn die Station vollständig besetzt ist, zählt man bis zu 520 Begattungsvölkchen auf jeweils 4 Dadant-Halbrähmchen. Diese Ableger überwintern auf der Belegstelle und die Königinnen werden so einer strengen Prüfung vor ihrer Einweiselung im März in die 320 Wirtschaftsvölker unterzogen. |
1930 |
Schöpfung und Entwicklung einer neuen Verbindung. |
Kreuzung zwischen einer französischen Königin mit Herkunft aus dem Südwesten von Paris mit Buckfastdrohnen (siehe die Einzelheiten dieser „einfachen Verbindung“ in seinen Hinweise). Diese Verbindung offenbarte sich in der Folge als äußerst bemerkenswert. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich alle seine Wirtschaftsvölker auf 12 Dadant-Waben. |
1940 |
Nach ungefähr 10 Jahren konsequenter Auslese entscheidet er sich, diese neue Verbindung dem Buckfast-Stamm einzuverleiben. |
Der Buckfast-Stamm erhält diese neue Verbindung. |
1948 |
Zusammenarbeit mit Dr. O. Mackenson, einem der Erfinder der instrumentellen Besamung. |
Die instrumentelle Besamung wird in Buckfast zur Befruchtung bestimmter Königinnen eingesetzt. |
1950 |
Er unternimmt seine ersten Reisen auf der Suche nach den besten Bienenstämmen zuerst in Europa: Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, Sizilien und Deutschland. |
Beobachtung der Bienenstämme auf dem gesamten, alten Kontinent, ihres natürlichen Lebensraumes in ihrem ursprünglichen Umfeld erlaubt, ihre Eigenschaften festzustellen und an Ort und Stelle einige wertvolle Exemplare auszuwählen, die sich im Klima von Dartmoor vor einer möglichen Einverleibung in den Buckfaststamm dann noch ihren Prüfungen unterziehen müßten. Zum Beispiel … |
1952 |
Dann in Algerien, Israel, Jordanien, Syrien, Libanon, Zypern, Griechenland, Kreta, Slowenien und in den Ligurischen Alpen. |
Kreuzung mit der Cecropiabiene. |
1954 |
Und noch in der Türkei und auf den Ägäischen Inseln. |
1956 |
Im alten Jugoslawien. |
1958 |
Er verleibt dem Hauptstamm eine neue Verbindung griechischen Ursprungs ein. |
1959 |
Es folgen Reisen nach Spanien und Portugal. | Der Buckfaststamm nimmt die oben genannte Kreuzung an, die deutlich weniger agressiv und noch schwarmträger als der Grundstock ist. |
1960 |
Die Buckfastbiene wird durch eine Zufuhr Anatolierin x Buckfastdrohnen bereichert, einer Kreuzung, die während langer Jahre geprüft wurde. |
1962 |
Es schließen sich Reisen nach Marokko, Türkei, Griechenland, Ex-Jugoslawien, Ägypten und Libyen an. |
1964 |
Er wird Ratsmitglied der Bee Research Association (künftig IBRA). |
1967 |
Er verleibt dem Hauptbuckfaststamm eine neue Verbindung anatolischen Ursprungs ein. |
Die oben genannte Verbindung, noch resistenter und ökonomischer, wird endgültig in den Buckfaststamm einverleibt. |
1971 |
Er wird einer der Vizepräsidenten bei IBRA (International Bee Research Association). Das Ratsgremium bei IBRA, das ihn gewählt hat, stellt fest, daß Bruder Adam keinerlei Einführung bedarf, da er wahrscheinlich der Welt bekanntester Imker ist. |
1972 |
Es folgen Reisen mit einer Rückkehr nach der Türkei, nach Griechenland und nach Ex-Jugoslawien. |
1973 |
Am 16. Juni wird Bruder Adam durch die Königin von England, Elisabeth II., zum Officer of the Most Excellent Order of the British Empire (O.B.E.) ernannt. |
1974 |
Am 13. Mai erhält er das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. |
1976-1977 |
Immer weiter auf der Suche in Marokko, dann in Griechenland. |
1982 |
Zurück in Griechenland geht es auf die Halbinsel Athos. |
Beginn der Versuche mit einer neuen vielversprechenden Verbindung mit der Athosbiene |
1983 |
Reise nach Griechenland auf die Insel Kreta. |
1984 |
Er begibt sich in die Vereinigten Staaten, um die Aufzucht von Buckfastköniginnen, die sich als nachlassend, wenn nicht sogar als vom rechten Weg abgekommen erwiesen hatte, zu kontrollieren und zu verbessern. |
1984 to 1995 to be complete |
1987 |
Am 2. Oktober bekommt er die Ehrendoktorwürde der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Uppsala. Die Nachricht erreichte ihn während seiner Reise nach Afrika auf der Suche nach der Scutellata– und der Monticolabiene (Berg Kilimanjaro in Tansania und Kenia). Diese Würdigung berührt ihn tief, denn sie ist für ihn die offizielle, wissenschaftliche Anerkennung seiner Forschung. |
Anfang von Tests mit der Scutellata- und der Monticolabiene. |
1989 |
Am 13 Juli wird er zum Doktor honoris causa der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität von Exeter (Devon, UK) ernannt. (Vorstellungsrede durch Professor Swanson). Am 29. Oktober hält er eine Rede anläßlich eines Kongresses |
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1992 |
Februar. Erzwungener Rücktritt durch den neuen Abt David Charlesworth, der es ablehnt, Michael van der Zee als technischen Assistenten zu berufen. Die Ernte war so schlecht, daß Bruder Adam seines gewohnten, täglichen Löffels Honig beraubt wird. Zutiefst verletzt verbringt dieser Mann von 94 Jahren den Sommer und den Herbst an seinem Geburtsort Mittelbiberach bei seiner Nichte Maria Kehrle. |
Die Ernte der klösterlichen Imkerei ist bedauernswert: gerade mal 1500 kg Honig von 320 Wirtschaftsvölkern. |
1993 |
Getreu seinen Pflichten als Mönch kehrt Bruder Adam, Ältester der Gemeinschaft nicht nur in Buckfast, sondern auch des Ordens der Benediktiner (O.S.B.), in seine Abtei zurück, in ein Leben offenbar werdender Abgegrenztheit, in die Gleichgültigkeit der anderen Mönche. |
Die Verantwortung der vermutlich größten bienengenetischen Bank wird Bruder Leo, dem 70-jährigen, ehemaligen Abt ohne jegliche Erfahrung in der Bienenzucht überlassen. Die Arbeit fällt auf Peter Donovan, dem Assistenten Bruder Adams seit alters her, zurück. Unruhe breitet sich unter den zahlreichen Buckfastzüchtern aus. |
1995 |
Bruder Adam ist im Ruhestand. Er ist gebrechlich wie immer, aber noch immer wach. Er beschäftigt sich nicht mehr mit der Imkerei in Buckfast. Er lebt ruhig in einem Altersheim in Redmount, am unteren Ende der Straße. |
Der Bienenstand der Abtei wird von Peter Donovan geleitet, der kein Mönch ist, aber mit den Bienen in Buckfast seit mehr als 40 Jahren als Manager des Bienenstandes Bruder Adams gearbeitet hat. Er hat bei einigen Imkern der Gegend um Hilfe bei den Routinearbeiten der nächsten Saison nachgefragt. (Glyn Davies, Ashburton, Devon, UK) |
1. September 1996 |
Peter Donovan, der eng mit Bruder Adam in der Abtei Buckfast zusammengearbeitet hat, gibt die Meldung über die Leitung: Bruder Adam ist verschieden im Alter von 98 Jahren, an diesem ersten September. |
Versehen mit den Genen, die er ihr gegeben hat, werden ihn seine Biene genau so wie seine Betriebsweise, die er empfohlen hat, überleben. |
7. September 1996 |
Eine übervolle, klösterliche Kirche erwies Bruder Adam
die letzte Huldigung. Alle diejenigen, die der
Beerdigungsfeierlichkeit beiwohnten, bezeugten ihre Achtung vor
einer der größten Persönlichkeiten der
imkerlichen Geschichte.
Eine Seite in der Geschichte der Imkerei wurde umgewendet.
Diese Biographie, deutsche Bearbeitung durch Rudolf
E. Bahr, wurde nach einer Idee Raymond Zimmers in seinem Buch: „Die
Buckfast-Biene, Fragen und Antworten“ in die Tat umgesetzt.
Ergänzungen wurden da und dort in den Schriften aufgesammelt, wie
auch in einem Artikel von David J. Taylor (1993, „Mise au point“), in
Auszügen aus einem Artikel von Keld Brandstrup (1996, „Buckfast
Abbey, Sept 96“) …