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Das Kreuz mit den Nummern

Einleitung

Bruder Adam hatte es einfach. Es gab nur ihn. Er konnte das System der Bewertung und Benennung von Königinnen nach seinen Erfahrungen und Befindlichkeiten gestalten

Ein Beispiel aus seinen Abstammungsnachweisen:

B-409 = .56 – B-125 x B-150

Im Prinzip ist es bis heute bei diesem System der Nummernvergabe geblieben. Mit “B” wird die Rasse, also Buckfast bezeichnet. “409” ist die Kastennummer dieser Königin. “56” das Geburtsjahr. Dann folgend die Mutter. Die letzte Zeichenfolge stellt die Drohnenmutter dar.
Um der wachsenden Buckfastgemeinde gerecht zu werden, wurden zusätzlich ein Kürzel für den Züchter und eine Bezeichnung für die Belegstelle. Heutzutage würde man obige Zeile so schreiben:

B-409(BrA) = .56-B-125(BrA) shr B-150(BrA)

Paßt doch, werden nun etliche sagen. Wirklich???

Zu Adams Zeiten gab es keine Taschenrechner oder Computer. Und als diese Dinge Einzug in unseren Alltag hielten, war er schon zu alt, um sich noch mit so was abzukämpfen. Er blieb bei seinem System (er hatte ja nur auf sich selbst Rücksicht zu nehmen) und nahm bei der Auswertung und Bestimmung seiner Zuchttiere Bleistift, Papier, gesunden Menschenverstand und ein glückliches Händchen zu Hilfe

Eindeutige Nummern überall

Heutzutage werden fast in allen Lebensbelangen eindeutige Nummern vergeben. Auf den Nudelpackungen ist ein sog. EAN-Code, also im Prinzip eine eindeutige Nummer, die es eben nur für diese Nudeln gibt. Jeder Personalausweis hat eine eindeutige Nummer und beim Finanzamt hat ebenfalls jeder eine Nummer, die es nur einmal gibt. Da kann es 100 Josef Koller geben, die vielleicht noch alle in derselben Straße und im selben Haus leben

Wie schaut es nun mit der Eindeutigkeit bei uns aus? Ist, um bei obigem Beispiel zu bleiben, die Nummer B-409(BrA) eindeutig? Kann diese Nummer nur einmal vorkommen? Nein. Im Laufe von 10 Jahren werden mehrere Zuchttiere diese Nummer haben. Selbst wenn man das Geburtsjahr mit zur Eindeutigkeit heranzieht, hilft es nicht viel. Es können durchaus verschiedene Königinnen mit dem gleichen Geburtsjahr in dem Kasten gewesen sein. Und selbst, wenn man die komplette Abstammungszeile heranzieht. Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass 2 verschiedene Königinnen mit derselben Abstammung im Kasten 409 landen

Und was soll gemacht werden, wenn obige Königin im Laufe ihres Lebens den Kasten wechselt? Also z.B. durch Bildung eines Kunstschwarms im ersten Jahr B409(BrA) hieß und dann im Kasten mit der Nummer 510 landet? Belässt man die Nummer und gibt in den Kasten 409 eine andere Königin, hat man schon 2 Königinnen mit der gleichen Nummer

Warum keine eindeutige Nummer?

Wie bereits beschrieben, werden in der heutigen Zeit für Alles eindeutige Nummern benutzt. Selbst auf Carnicaseite oder in anderen Bereichen der Tierzucht wird eine derartige Nummer vergeben (z.B. Ohrmarke bei Kühen, Schweinen oder Schafen)

So könnte eine eindeutige Bezeichnung aussehen

Rasse
Laufende Nr
Geburtsjahr
Züchter
B
0001
11
KK
S
0002
11
KK

Wiederholt in einem Begriff: B000111KK oder S000211KK

Um es lesbarer zu gestalten könnten Punkte oder Bindestriche die einzelnen Bedeutungen trennen. Beispiele:

B.0001.11.KK oder S-0002-11-KK

Durch das Durchnumerieren von 0001 bis 9999 kann es keine Verwechslungen oder Überschneidungen mehr geben. Außerdem wäre die ehemalige Schreibweise Bruder Adams weitestgehend gewahrt. Auch könnten die Züchter intern für sich selber ja bei ihren Lieblingsbezeichnungen für ihre Königinnen bleiben. Bisher hört man: “Das sind Nachkommen meiner B15!³ Künftig würde dieser Imker halt nicht die Kastennummer sondern die fortlaufende Nummer als Abkürzung im Sprachgebrauch benutzen. “Das sind Nachkommen meiner B0001 oder meiner S0002

Im Prinzip kann man an seinen alten Gewohnheiten festhalten. Der Gewinn im Computerzeitalter wäre eine eindeutige Nummer, mit der jedes Programm sortieren, berechnen, zuweisen oder filtern kann

Hier noch mal eine komplette Abstammungszeile, so wie ich sie mir vorstelle:

B.0001.11.KK = B.0010.09.KK hbg B.0113.08.RS :

Die Bewertung

Der Wert eines Zuchttieres kann nicht nur aufgrund seiner Abstammung bestimmt werden, es müssen bei der Auswahl vorrangig die Bewertungen der einzelnen Eigenschaften herangezogen werden. Eigentlich müsste jeder von uns bei der Abgabe seiner Pedigrees auch die Eigenschaftsbewertungen mitschicken. Wer macht es ??? Nicht viele. Zudem werden in der Pedigreesammlung von Jean-Marie van Dyck keine Bewertungen veröffentlicht. Wir sind zu Recht stolz, auf unser lückenloses, wahrscheinlich in ganz Europa einmaliges Kataster. Nur, ohne Bewertungen zu den einzelnen Zuchttieren kann ein Züchter, der seine Königinnen zur Anpaarung auf eine bestimmte Belegstelle bringen will nichts anfangen

Er muss sich auf die Geschichten verlassen, die bei einer bestimmten Königin im Umlauf sind oder er muss beim Züchter selber nachfragen, wie diese Drohnenmutter den nun bewertet wurde

Das wichtigste zuerst:

Kein Pedigree ohne Eigenschaftsbewertungen abschicken!!!

Wie bewerten???

Auch hier steckt der Teufel wieder im Detail. Vielleicht hilft ein Blick in andere Bereiche der Imkerei

Beispiel Varroa

Man bezieht das Ergebnis immer auf einen bestimmten Wert. Bei der Alkoholauswaschmethode ist es der Wert 100. Es wird eine Bienenprobe entnommen. Beim Auszählen haben wir dann 109 Bienen und auf diesen 109 Bienen waren 7 Varroen. Beim der nächsten Probe waren es 87 Bienen und 7 Varroen. Um die Zahlen vergleichen zu können rechnen wir auf 100 Bienen um. Im ersten Fall wären es dann 6,4 Milben, im zweiten Fall wären es 8 Milben auf 100 Bienen

Nicht nur bei der Prüfung von Königinnen sondern z. B. auch beim Varroatoleranzprogramm wird als Maßstab immer 100 % ermittelt. Diese 100 % sind der Durchschnitt einer Eigenschaft über alle geprüften Königinnen. Z. B. Honigertrag: Volk 1 hatte 25 kg, Volk 2 50 kg, Volk 3 12 kg, usw. Bei diesen 3 Werten wäre 100 %, also der Durchschnitt 29 kg. Das Volk 1 hätte dann 86%, das Volk 2 172% und das Volk 3 41%

So wird mit allen Eigenschaften, die geprüft werden, verfahren. Alles was über 100 ist, ist besser als der Durchschnitt, alles darunter schlechter

Für mich wäre dieser Bezug auf 100 %, also auf den Durchschnitt bezogen, die ideale Lösung. Standweise kann man die Durchschnittswerte ermitteln und so die Bewertungen der einzelnen Zuchttiere vergleichbar darstellen. Die so ermittelten Werte könnten dann für alle Imkereien, egal ob Nord oder Süd, als vergleichende Datengrundlage herangezogen werden

Warum machen wir unsere Eigenschaftsbewertungen nicht vergleichbar?

Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es an der von Br Adam übernommenen Richtskala von 1 bis 6. Aber auch das dürfte kein Hinderungsgrund sein. Die oben ermittelten Werte müssten dann halt nur noch auf die entsprechende Bewertung umgelegt werden

Am transparentesten für den interessierten Imker wäre ein Zusammenführen einer eindeutigen Nummer für die Königin und 3 oder 4 wichtige Eigenschaftsbewertungen. Das könnte dann so aussehen:

B.0001.11.KK(HO:4,SC:6,SA:5) = B.0010.09.KK(HO:5,ST:4,SA:6) hbg B.0113.08.RS(HO:4,ST:6,SA:6) :

Wobei mit HO der Honigertrag gemeint wäre, mit SC der Schwarmtrieb und mit SA die Sanftmut. Natürlich können auch andere Eigenschaftsbewertungen angegeben werden. Es bestünde auch die Möglichkeit, dass, wie bisher nichts angegeben wird. Dann würde halt nichts zwischen den Klammern stehen

Zusammenfassung

Ich denke, es ist an der Zeit, unsere züchterische Arbeit den heutigen Gegebenheiten anzupassen. Ein erster Schritt wäre

  • eine eindeutige Nummer für die Königin
  • eine transparente und aussagekräftige Eigenschaftsbewertung

Wenn man¹s genau betrachtet, wären die Anpassungen nicht allzu groß oder von den Vorgaben Bruder Adams abweichend. Für eine aussagekräftige Zuchtarbeit und transparente Darstellung wären sie aber sehr hilfreich

Josef Koller, 2016
info@josefkoller.de